Gründung

„Gründer müssen bereit sein, hart zu arbeiten“

Johannes Schaback und Robert Maier haben einst „LadenZeile“ gegründet – eine Plattform mit Produkten von mehreren tausend Online-Shops. Heute ist ihr Unternehmen ein erfolgreicher „Internet-Mittelständler“. Im Interview sprechen die beiden Gründer über ihre Anfangszeit als Jungunternehmer, über Berlin als Gründerstadt und über ihren neuen Gründer-Wettbewerb „Berlin – Startup Calling“. Beim Gründerwettbewerb gibt es 15.000 Euro zu gewinnen. Es haben sich schon über 100 Start-ups beworben. Der Wettbewerb steht auch in unserem Online-Tool zu allen Gründungswettbewerben in Deutschland.

Wenn Sie an Ihre Anfänge zurückdenken: Was waren Ihre größten Probleme in der Gründungsphase – und wie haben sie die Probleme gelöst?

Die größten Probleme hatten wir damit, Shops zu überzeugen mit uns zusammen zu arbeiten, obwohl unser Produktvergleich noch nicht live war. Ich habe damals alle Shops selber angesprochen, aber oft kam die Antwort: „Meldet Euch, wenn Ihr live seid“. Aber wir brauchten natürlich die Shops vorher, denn ohne Shops hätten wir nicht live gehen können, ein klassisches Henne / Ei Problem.

Ihre Einschätzung: Was braucht ein Start-up, um erfolgreich durchzustarten? Wie müssen Gründer ticken?

Ein Startup braucht eine sehr gute Geschäftsidee und ein starkes, entscheidungsfreudiges Gründerteam. Zudem ist es wichtig, sich nicht durch Rückschläge von seinem Ziel abbringen zu lassen. Fehler sind wichtig und Teil des Lernprozesses. Gründer müssen bereit sein, sehr hart zu arbeiten, oft bis spät nachts oder am Wochenende. Zudem ist es wichtig, die richtigen Leute einzustellen, die bei Leistung und Motivation ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau sind.

Wer an seine Idee glaubt, viel investiert und genügend Ausdauer mitbringt, ist auf einem guten Weg.

In Deutschland siedeln sich die Start-ups in vielen Regionen Start-ups an, auch in Hamburg, Köln oder Frankfurt. Was zeichnet Berlin aus?

Berlin zeichnet sich vor allem durch ein riesiges und dichtes Netzwerk aus Gründern, Business Angels, VCs, internationalen Studierenden und Arbeitskräften sowie Anwälten aus, das in dieser Form in kaum einer anderen europäischen Stadt existiert. Es gibt hier sehr viele Unternehmer und Experten, die die täglichen Herausforderungen anderer Gründer kennen und sich so gut wie möglich gegenseitig unterstützen.

Hinzu kommt: Verglichen mit anderen – insbesondere ausländischen – Städten ist das Leben in Berlin noch vergleichsweise günstig – trotz steigender Mieten. Das ist nicht nur ein großes Plus wenn es um Löhne und Büromieten geht, sondern auch weil viele junge Menschen aus aller Welt gerne in Berlin leben und arbeiten möchten. Wenn man international nach Mitarbeitern sucht, ist das ein großer Bonus.

Welche Start-ups aus Berlin finden Sie persönlich spannend?

Als Business Angel habe ich in ca. 30 Startups investiert. Aktuell spannend finde ich z.B. Stoyo Media, ein sehr erfolgreiches Social Video Studio sowie Studentensteuererklärung.de, ein Startup das sich auf eine einfache, webbasierte Anfertigung von Steuererklärungen für Studenten fokussiert. Zudem finde ich Opinary sehr spannend. Dies ist ein Startup, das z.B. Online-Zeitungen ermöglicht, sehr intuitiv und unterhaltsam konkrete Stimmungsbilder ihrer Leser einzuholen, also die Leser stärker mit dem Inhalt der Zeitung interagieren zu lassen.

Es gibt in Deutschland über 100 Start-up-Wettbewerbe. Warum organisieren Sie jetzt das „Berlin Startup Calling“? 

Es ist richtig, dass es schon viele Wettbewerbe gibt. Die Resonanz – wir haben schon ca. 100 Bewerbungen bekommen – bestätigt jedoch, dass das Interesse da ist. Unseren ersten Ideenwettbewerb haben wir 2014 ins Leben gerufen um den Gründernachwuchs zu motivieren, seine Ideen weiterzuentwickeln und zu verwirklichen. Unser Unternehmen ist, wie viele andere auch, durch eine Idee entstanden und konnte nur durch die Hilfe von Investoren in die Tat umgesetzt werden. Mit dem Wettbewerb möchten wir vielversprechenden Ideen eine kleine Starthilfe geben.

Während der erste Wettbewerb in einem kleineren Rahmen ablief und auf Teilnehmer aus Deutschland und Österreich begrenzt war, haben wir ihn dieses Mal bewusst vergrößert: Bei „Berlin Startup Calling“ können sich nun Leute aus aller Welt bewerben und Preise im Gesamtwert von 15.000€ gewinnen. Wir denken darüber nach, den Wettbewerb auch nächstes Jahr fortzuführen. Zudem ist es natürlich auch eine gute Möglichkeit, um auf Visual Meta aufmerksam zu machen.

Für alle Gründer, die sich beim Startup Calling beworben: Welchen Tipp für die Bewerbung würden Sie geben? Was ist für die Jury ausschlaggebend?

Prinzipiell sind für eine Gründung Idee und Team entscheidend. Im Zweifel macht ein starkes Team auch eine nicht so gute Idee zum Erfolg, während ein schwaches Team auch eine exzellente Idee nicht erfolgreich umgesetzt bekommt. Da wir bei unserem Wettbewerb die Teams bzw. potenziellen Gründer nicht direkt persönlich kennen lernen ist für uns diesbezüglich die Idee entscheidend. Wir prüfen, ob die eingereichte Idee innovativ ist, wirklich einen Mehrwert für ihre Zielgruppe bietet und ein entsprechender Markt existiert.

Dazu sollten die Teilnehmer ein Gespür für ihre Kunden entwickeln. Natürlich spielt auch die Umsetzbarkeit eine Rolle. Wir müssen keinen perfekten Businessplan auf dem Tisch haben, aber eine halb ausgearbeitete Präsentation bei der wichtige Informationen fehlen hat bei uns keine Chance. Die Teilnehmer sollten sich im Vorfeld intensiv mit Ihrer Idee befassen.

Wenn man sich die Gründerszene in Deutschland anschaut, gibt es hunderttausende Einzelgründer aus Handwerk, Gastronomie, Dienstleistungen. Also der klassische Mittelstand. Was können Einzelgründer von Start-ups lernen?

Diese Unterscheidung ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach. Ich würde Visual Meta mittlerweile als Internet-Mittelständler bezeichnen. Wir sind ca. acht Jahre alt, sind profitabel und versuchen ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen. Von den klassischen Gründungen können Startups lernen, dass sie sich eben auch ab und zu überlegen müssen, wie man mit ihrer Idee Geld verdienen kann. Das ist bei den traditionellen Geschäftsmodellen in der Regel sehr klar.

Was die vielen traditionellen Gründer sich jedoch bei vielen „neuen“ Startups abschauen könnten ist die Fähigkeit, groß zu denken. Manche wollen das zwar gar nicht, aber ich denke dass viele traditionellen Gründer hinter ihren Möglichkeiten zurück bleiben, weil sie sich (zu) schnell mit dem Erreichten zufrieden geben. Des Weiteren können Startups in Sachen Innovation, Experimentier- und Fehlerfreundlichkeit sicherlich ein Vorbild sein.

Es gibt viele Festangestellte, die eine Geschäftsidee mit sich herumtragen, aber zögern, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Was würden Sie dieser Gruppe mit auf den Weg geben? 

Bei Visual Meta organisieren wir regelmäßig Hackathons, um unserem Team die Möglichkeit zu geben, seine Ideen zu präsentieren und sogar in kurzer Zeit einen Prototypen zu basteln. Meine Botschaft lautet: Wenn Ihr eine Geschäftsidee habt, wendet Euch an Eure Chefs und berichtet ihnen davon. Ich würde mich freuen, wenn es aus dem Team heraus noch mehr Ideen gäbe. Natürlich möchte ich solche Mitarbeiter nicht verlieren, aber wenn sie ihr eigenes Ding machen wollen und ich die Idee und die entsprechenden Mitarbeiter/innen super finde, würde ich sie ermutigen, zu gründen um dann in sie zu investieren.

Autor

Benjamin O’Daniel ist Redaktionsleiter von Existenzgründer & Jungunternehmer. Sie haben ein Thema, das Sie interessiert? Dann schreiben Sie uns eine Mail.