Finanzen

Gründerzuschuss 2012: Wie die Arbeitsagenturen tausende Existenzgründer abblocken

Aktualisierung: Sie interessieren sich für den Gründungszuschuss? Dann lesen Sie auf folgender Seite, wie Sie die Förderung beantragen: „Existenzgründungszuschuss vom Arbeitsamt„. Ebenfalls interessant: Unsere Themenseiten zu Krediten und Darlehen und folgendes Interview: „Mit einem guten Businessplan hat man bei der Arbeitsagentur die besseren Argumente.“

Früher war alles ganz einfach – zumindest im Vergleich zu heute. Wer sich selbstständig gemacht hat, der wusste von vorne herein: Ich habe einen gesetzlichen Anspruch auf den Gründerzuschuss. Jeder Gründer wusste von vorne herein: Wenn ich mich selbstständig mache,

  • kann ich die ersten Monate meine Miete zahlen,
  • finanziere ich über den Gründerzuschuss meine Krankenversicherung,
  • habe ich Zeit meine Geschäftsidee umzusetzen,
  • weil der Staat mir durch die Förderung den Rücken freihält.

Tausende Gründer haben so gedacht. Bis zum vorigen Jahr. Dann hat sich die Regierung leider dazu entschlossen, den Gründerzuschuss abzuklemmen. Der Zuschuss ist jetzt nur noch „Ermessenssache“.  Heißt: Er kann genehmigt werden. Oder auch nicht. Das entscheidet jetzt der jeweilige Sachbearbeiter in der örtlichen Arbeitsagentur.

Die Konsequenzen kann man in den Monatsberichten der Arbeitsagentur nachlesen:

  • Im Mai 2012 wurden 1.300 Existenzgründer gefördert
  • Das sind etwa 75 Prozent weniger als noch im Mai 2011
  • Von 01 bis 05/2012 wurden 11.000 Gründer gefördert
  • Im gleichen Zeitraum 2011 wurden 54.000 Gründer gefördert

Heißt das, dass es weniger Gründer in Deutschland gibt? Nein!

Es heißt, dass weniger Anträge gestellt werden!

Denn die Zahlen beziehen sich ja nur auf die „geförderten“ Existenzgründer, nicht auf die Existenzgründer selbst. Was steckt also dahinter? Wir haben uns umgehört und unter anderem mit dem Kölner Gründerberater Marco Zill gesprochen. Er sagt im Video-Interview:

 „Die Arbeitsagenturen reden vielen Gründern einfach die Selbstständigkeit aus. Es wird gleich zu Beginn des Gesprächs angedeutet: Du bekommst keinen Gründungszuschuss.“

Dabei kann man dies gar nicht zu Beginn sagen! Denn die Förderung ist – wie gesagt – eine „Ermessensentscheidung“, wie Marco Zill sagt:

Ermessen bedeutet immer: Es ist zwar eine Entscheidung des jeweiligen Sachbearbeiters. Ermessen bedeutet aber auch: Es muss unter gleichen Voraussetzungen auch immer gleich entschieden werden.“

Unter gleichen Voraussetzungen immer gleich entscheiden: Das ist keine einfache Sache. Die Arbeitsagenturen müssen Gründe nennen, wenn sie den Zuschuss ablehnen. Und gegen diese Begründung kann man im Zweifelsfall vorgehen.

Fazit: Was heißt das für Existenzgründer?

  1.  Gut auf das Gespräch mit der Arbeitsagentur vorbereiten! Gründerberater Marco Zill sagt: „Früher musste ich meinen Bänker überzeugen, einen Kredit zu bekommen. Heute ist es die Arbeitsagentur.“ Das Gespräch kann man zum Beispiel mit einem Gründercoach vorbereiten.
  2. Auf jeden Fall den Antrag auf den Gründerzuschuss stellen! Wer gar nicht erst zum Kampf antritt, der hat schon verloren. Im schlimmsten Fall gibt’s eine Ablehnung. Im besten Fall bekommt man über den Zuschuss ein finanzielles Polster, das schon viele Selbstständige in den ersten Monaten gerettet hat.
  3. Wenn es eine Ablehnung gibt, nicht sofort einknicken! Wie lauten die Argumente für die Ablehnung? Wie kann man diese Argumente entkräften?

Aus dem Kampf um den Gründerzuschuss ergibt sich auch ein positiver Effekt: Viele Existenzgründungen scheitern, weil die Gründerperson nicht genug Arbeit in ihren Businessplan gesteckt hat. Das Motto war früher häufig: Ich zimmere mir aus einer Vorlage etwas zusammen und schon habe ich den Zuschuss in der Tasche.

Bessere Vorbereitung = geringeres Risiko zu scheitern

Heute muss man sich offensichtlich besser vorbereiten. Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Wer ist meine Zielgruppe? Habe ich den richtigen Standort? Fragen über Fragen, die man gut durchdenken muss. Das Motto muss lauten: Mein Businessplan ist so gut, dass die Arbeitsagentur gar nicht anders kann als mir den Zuschuss zu geben. Dadurch reduziert man automatisch das Risiko, mit seiner Geschäftsidee zu scheitern.

Wie erhöht man mit einem guten Businessplan die Chancen auf den Gründerzuschuss? Dazu hier ein Interview in unserem Blog.

Autor

Angefangen hat alles mit unserem eigenen Sprung in die Selbstständigkeit. Das war 2008. Im Internet fanden wir nur Seiten in "Amtsdeutsch". Wir gehen einen anderen Weg. Wir wollen verständliche und praxisnahe Tipps geben. Unser Credo: Jeder Mensch kann ein Unternehmen gründen!

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