Schmeiß Kunden raus und geh' spazieren: Unsere Merksätze für Unternehmer

Wir sind Unternehmer. Wir sind unsere eigenen Chefs. Das ist ein großes Glück. Eine große Freiheit. Aber auch eine große Verantwortung.

Viele Unternehmer versklaven sich selbst. Sie bauen sich ein Hamsterrad – obwohl sie es gar nicht müssen. Selbstständig: Das heißt angeblich „selbst“ und „ständig“. Hat irgendjemand mal behauptet. Seitdem halten sich fast alle daran. Aber warum eigentlich?

Wer immer 100 Prozent gibt, bricht irgendwann zusammen. Dann steht niemand dahinter, der uns auffängt. Angestellte melden sich ein halbes Jahr mit Burnout krank und werden durchbezahlt.  Fast jeder Unternehmer geht in einer solchen Situation pleite.

Dazu kommt: Viele Unternehmer arbeiten zwar „in“ ihrer eigenen Firma. Aber sie arbeiten nicht „an“ ihrer Firma. Heißt: Sie helfen zwar einem Kunden nach dem nächsten. Aber sie verzichten darauf, die eigenen Arbeitsprozesse zu verbessern und sich selbst besser zu steuern. So kurbeln sie ihr Hamsterrad noch mehr an. 

Wir sind Unternehmer. Wir tragen eine große Verantwortung – und zwar für uns selbst. Wir müssen unsere Arbeit so organisieren, dass es uns gut damit geht. Nur dann sind wir auch erfolgreich. 

Deswegen veröffentlichen wir hier unsere 14 Merksätze. So sehen wir unser Unternehmertum. Und los geht’s: 

  1. Klopf Dir selbst auf die Schulter.

    Was ist dir diese Woche gut gelungen? Schreib es jeden Freitag auf. Am Ende des Jahres hast du eine schöne Liste. Jedes Mal, wenn Du ein Tief hast, kannst Du diese Liste durchlesen.

  2. Schmeiß Kunden raus.

    Trenne dich von Kunden, die nerven, drängeln, kompliziert sind, schlecht bezahlen. Investiere die Zeit in etwas Besseres. Zum Beispiel in gute Kunden. Oder ins Marketing

  3. Erweitere Deine Perspektive.

    Wenn ein „großes“ Problem vor dir steht, erweitere die Perspektive: Welche Rolle spielt dieses Problem rückblickend in fünf oder zehn Jahren? Ist es wirklich so groß? Dann fang an, es zu lösen.

  4. Hüte dich vor negativen Menschen.

    Menschen, die nur negativ denken, lauern überall. Sie zerstören Deine Träume und Deine Leidenschaft. Geh auf Abstand. Schalte auf Durchzug, wenn sie dich vollquatschen. Lass Dich nicht runterziehen.

  5. Räum deinen Schreibtisch frei.

    Am Ende von jedem Arbeitstag kommen alle Arbeitsmaterialien weg. Und zwar komplett. Entweder werden Sie abgeheftet oder weggeworfen. Du wirst merken: Es fühlt sich gut an.

  6. Das Wichtigste zuerst.

    Leg jeden Abend die wichtigste Aufgabe für den nächsten Tag auf deinen Schreibtisch. Arbeite am nächsten Tag sofort daran, und zwar eine Stunde am Stück. Öffne erst danach dein E-Mail-Postfach. Es gibt Dir ein gutes Gefühl.

  7. Arbeite an Deiner Sprache.

    Ersetze „Ich muss“ durch „Ich will“ oder „Ich kann“. Sage es laut zu dir selbst. Wir „müssen“ sehr wenig. Oft machen wir uns nur selbst Druck.

  8. Mach größere Pläne!

    Ja, die Aufgaben für heute sind dringend. Aber was ist eigentlich wichtig? Wo willst Du in 3 Jahren stehen? Was willst Du erreichen? Fang an zu träumen. Schreib es Dir auf!

  9. Du trägst die Verantwortung!

    Egal, was mit Deinem Geschäft passiert: Schieb die Schuld nicht auf andere. Du bist dein eigener Chef. Nimm Kritik von Kunden als Hinweise, um Dich zu verbessern. Arbeite an den Problemen!

  10. Produziere Ergebnisse.

    Wenn Du zu viel zu tun hast: Nimm Dir ein Projekt und setz Dir eine sehr kurze Frist. Zum Beispiel bis heute Abend. Man muss nicht in alle Aufgaben 100 Prozent investieren.

  11. Geh raus.

    Wenn Du dich schlecht fühlst, mach einen Spaziergang. Setz Dich auf eine Parkbank, halt dein Gesicht in die Sonne und trink einen Kaffee. Tank auf. Danach funktioniert die Arbeit auch wieder besser.

  12. Fachidiot schlägt Kunde tot.

    Liefere Deinen Kunden verständliche Lösungen. Erkläre ihnen, welchen Nutzen sie von deiner Arbeit haben. Wird durch deine Arbeit etwas besser, einfacher, günstiger? Schon läuft die Akquise einfacher.

  13. Es bleibt nichts wie es ist.

    Du entwickelst Dich weiter. Deine Arbeit, die Branche, Deine Kunden – alles ist im Fluss. Deswegen ist die zentrale Frage: Wie willst du Deine Zukunft gestalten?

  14. Gib dir Zeit.

    Große, neue Projekte brauchen 1000 Tage bis zum Erfolg. Gib nicht zu früh auf. Arbeite beharrlich daran. Viel Erfolg!

Wir möchten diese Liste gerne erweitern. Welche Merksätze hast Du? Schreib es uns auf Facebook! Vielen Dank!

 

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Krank, müde, frustriert: Wie Jungunternehmer wieder aus dem Tief kommen

Marion Lang coacht Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich „Sinn-Fragen“ stellen: Wo ist all die Leidenschaft hin, die ich früher einmal hatte? Wie komme ich raus aus dem Hamsterrad meiner eigenen Firma? Im Interview erzählt die Beraterin, wie sich Unternehmer selbst aussaugen, krank werden – und wie sie wieder zu sich finden können.

 

Manche Unternehmer fühlen sich nach einigen Jahren einfach leer. Jeden Tag müssen sie tausend Dinge erledigen, aber die Leidenschaft ist weg. Wie kommt das?

Marion Lang: Für jede Unternehmerin und jeden Unternehmer ist die größte Gefahr, wenn aus der Erfüllung eines Berufstraums ein Hamsterrad wird. Man ist in der Gründungsphase voller Optimismus und Euphorie und nach einigen Jahren ist die Luft raus. Ich habe es selbst erlebt: Ich habe mich mit 24 Jahren mit einer Werbeagentur selbstständig gemacht. Die Firma wuchs schnell und ich habe sehr viel gearbeitet. Mit 27 Jahren lag ich auf der Nase. 

Was war passiert?

Marion Lang: Ich habe ein stark ausgeprägtes Rheuma bekommen, was in unserer Familie vererbt wird. Ich saß ein Jahr im Rollstuhl. Es war ein Vollstopp. Ich war nicht in der Lage, meine erfolgreiche Firma weiterzuführen. Rückblickend war die Krankheit sehr gut für mich. Ich habe gelernt, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen.

Nach einem Jahr bin ich wieder zurückgekommen. Zum Glück hatte ich viele treue Kunden. Ich habe meine Firma neu aufgebaut und 20 Jahre später an einen Nachfolger verkauft. Die Agentur ist bis heute erfolgreich auf dem Markt.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer saugen sich selbst aus. Sie nehmen sich ihre Energie weg. Irgendwann werden sie darüber krank.

 

Aber wie merke ich, ob ich mich selbst aussauge?

Marion Lang: Es gibt einen wesentlichen Unterschied, der ganz am Anfang steht: Was peitscht mich an und was mache ich aus Leidenschaft? Um ein Beispiel für einen „Anpeitscher“ oder „Antreiber“ zu nennen: Viele meinen, sie müssen alles perfekt machen. Aber es wird zu einer Geißel, wenn ich jeden kleinen Schritt hundert Prozent richtig mache.

Ein weiterer Anpeitscher ist ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl. Natürlich will jeder Mensch Sicherheiten haben. Das ist ein Grundprogramm der Natur. Aber es ist die Frage, ob man sich davon völlig beherrschen lässt.

Viele Männer haben auch den Anpeitscher, dass sie immer stark sein müssen. So sind sie permanent unter Druck. Bei Frauen ist es ein typisches Thema, dass sie es allen recht machen wollen. Sie stellen irrsinnig hohe Ansprüche an sich selbst. So entzieht man sich selbst die ganze Energie. Irgendwann wird man krank, müde, frustriert.

 

...bekommt einen Bandscheibenvorfall, Migräne, Burnout – und sagt dann: Jetzt lege ich noch einen drauf!

Marion Lang: So ist die Natur des Menschen! Wenn wir eine Krise haben, schalten wir auf Überlebensmodus. Wir haben Angst und beginnen zu Rotieren. Obwohl es uns schlecht geht, arbeiten wir noch mehr, noch härter und haben noch höhere Ansprüche. Dann kommt es zum richtigen Crash.

 

Aber was ist die Alternative?

Marion Lang: Man muss sich bewusst Einhalt gebieten und sich erst einmal klar darüber werden, wie man sich selbst kaputt macht. Anschließend geht es darum, dass man positive Grundmotive sucht. In jedem Menschen stecken solche Grundmotive.

Ich habe zum Beispiel kürzlich einen Unternehmer beraten, der ein starkes Innovationsbedürfnis hat. Er möchte neue Dinge ausprobieren und entwickeln – das begeistert ihn. Aber er muss ein Familienunternehmen in einer Traditionsbranche führen, alte Produktionsmechanismen bewahren und verteidigen. Er macht das jetzt seit acht Jahren und es ist eine völlige Sackgasse für ihn.

 

Es stehen sich also positive Grundmotive und selbstzerstörerische Antreiber gegenüber. Warum sind die Antreiber so stark?

Marion Lang: Solche Antreiber sitzen tief in uns fest. Oft wurden sie uns als Kind praktisch eingeimpft. Und jetzt sind es innere Blockaden, die uns fest im Griff haben. Das Verhalten hat sich ja auch über Jahre bewährt. Man hat ja überlebt.

Wenn man sich neue Sätze einimpft, ist das zunächst wie ein Trampelpfad, den man nicht kennt. Wenn man zum Beispiel den Satz „Ich arbeite immer hart“ in die Tonne wirft und stattdessen sagt: „Ich werde immer gutes Geld verdienen, auch wenn ich nur mit halber Kraft arbeite“, dann zucken viele erst einmal zusammen. Aber wenn man nach diesem Prinzip mehrere Jahre erfolgreich arbeitet, ist aus dem Trampelpfad ein richtiger Weg geworden, der neue Sicherheit gibt.

 

Und warum liegt so viel Kraft in den Grundmotiven?

Marion Lang: Meine positiven Grundmotive sind eine permanente Energiequelle. Alles geht mir leichter von der Hand, wenn ich im Einklang mit meinen Grundmotiven arbeite.

 

Aber dann merke ich, dass meine drei Hauptkunden in meiner Firma völlig gegen meine Grundmotive stehen.

Marion Lang: Ja, dazu kommt es meistens. Und dann heißt es: Aufräumen! Natürlich kann man nicht sofort alle drei Kunden rauswerfen. Aber man kann sich einen Plan machen und Stück für Stück daran arbeiten.

Aber es sind nicht nur die Kunden. Manche stellen auch fest, dass sie die falschen Mitarbeiter haben. Vielleicht passt sogar der Mitarbeiter zu dem Kunden, aber beide nicht zu mir. So etwas zu ändern, bedeutet sich mutig an die Arbeit zu machen.

Ich stelle oft fest, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Grundmotive entdeckt haben und nach ihnen leben, neu aufblühen. Wenn die Startbahn frei ist und Du weißt, was dich beflügelt, dann fliegst Du auch. Die Leidenschaft und Begeisterung aus den frühen Tagen ist zurück. Man hat sein eigenes Hamsterrad abgebaut und fängt an neu und selbstbestimmt zu leben.

Vielen Dank für das Interview!